… Wenn der Familienbetrieb verkauft werden muss
Seit 35 Jahren ist Rainer Gresförder stolzer Besitzer eines Metallbaubetriebs. Als junger Mann hat er sich selbstständig gemacht, ganz ohne Kapital und ohne fremde Hilfe. Heute führt er einen mittelständischen Laserbetrieb mit acht Angestellten.
Er wird bald 60 Jahre alt und ist nicht mehr gesund. Ihn plagen Allergien, Atemnot und seit kurzem auch Herzrhythmusstörungen. Nun sucht er einen Nachfolger für sein Lebenswerk, denn er weiß: Der Stress im Betrieb ist Gift für seine Gesundheit. „Ich habe ja nicht 35 Jahre gekämpft wie ein Löwe, um so früh zu sterben.“
Rainer Gresförders Betrieb gehört zu den 3,3 Millionen Kleinstunternehmen in Deutschland mit weniger als 10 Beschäftigten. Der demografische Wandel hat auch diese Betriebe im Griff. Waren 2002 12% der Unternehmer zwischen 60 und 80 Jahre alt, sind es heute etwa 22%. Die eigenen Kinder haben oft andere Lebenspläne. Sie wollen nicht in die Fußstapfen der Eltern treten. Das ist gut bei der Hälfte der Familienunternehmen der Fall.
Doch den eigenen Betrieb zu verkaufen – das macht man nur einmal im Leben, das hat kein Unternehmer gelernt. Auch Rainer Gresförder nicht. Eine riesige Herausforderung. Nicht nur die vielen steuerlichen, rechtlichen und finanziellen Fallstricke sind bedrohlich. Irgendwann heißt es Abschied nehmen. Was aber bleibt, wenn der bisherige Lebensinhalt abhandenkommt?
Rainers aus Marokko stammende Frau Faouzia unterstützt ihn, wo immer sie kann. Seit 2008 sind sie ein Paar. Sie macht die Buchführung, kontrolliert die Lieferscheine und Rechnungen, hat auch schon in der Werkstatt gearbeitet. Ihr macht die Arbeit großen Spaß. Verkaufen – davon ist sie überzeugt – sollte er nur, wenn der Preis stimmt. Bislang sind alle Interessenten abgesprungen. Denn darüber, was so ein Lebenswerk wert ist, kann man sich streiten.
Rainer Gresförder holt sich Rat, bei einem Freund und Geschäftspartner, bei der IHK in Detmold und bei dem Unternehmensvermittler Bernd Friedrich. Der verfügt über ein Netzwerk potentieller Kaufinteressenten, die Geld und auch Lust haben, ein Unternehmen zu führen. Doch wird er den Auftrag bekommen? Denn vielleicht gibt es ja noch eine andere Lösung….
Das Thema „Nachfolge“ hat weitreichende Bedeutung: Die KfW (Kreditanstalt für Wiederaufbau) schätzt, dass bis zum Jahr 2018 etwa 620.000 Inhaber von kleinen und mittleren Unternehmen die Übergabe oder den Verkauf ihres Unternehmens planen. Nach Schätzungen des IfM (Institut für Mittelstandsforschung Bonn) können jedoch nur solche Betriebe übergeben werden, die einen Mindestgewinn von ca. 54.000 Euro erwirtschaften. In der Zeit zwischen 2014 – 2018 wären das etwa 27.000 Unternehmen pro Jahr. Und nach einer Studie der IHK müssen sich allein in NRW 151.000 Selbstständige, die das 60. Lebensjahr erreicht haben, mit diesem Thema auseinander setzen. Wenn kein Nachfolger gefunden wird, hat das nicht nur Folgen für die Familien, die auf eine zumindest finanziell sorgenfreie Zukunft hoffen. Auch Arbeitsplätze stehen auf dem Spiel.
Weitere Infos unter
Bernd Friedrich
IHK Bonn
IHK Detmold
IHK Münster
IfM
KfW
HWK Münster
Buch und Regie: Erika Fehse
Kamera: Jürgen Behrens, Monika Eise
Ton: Jessica Nosek, Mark Max, Ansgar Meise, Henning Schiller
Schnitt: Olaf Strecker
Musik: Jens Hafemann
Redaktion: Britta Windhoff
Dank an alle namentlich genannten Mitwirkenden
sowie
Thomas Beckmann / HLB Stückmann
Klaus Drewermann / die steuerlotsen
Kai Hambüchen / Handwerkskammer Düsseldorf
Gerhard Hinrichs / HWP
Christa und Peter Holder
Dr. Rosemarie Kay / Institut für Mittelstandsforschung Bonn
Maria Klaas / IHK Lippe zu Detmold
Johannes Köhler
Frank Lumma / IHK Lippe zu Detmold
Michael Meese / IHK Münster
Axel Pick / Heumann + Partner
Anna Reiss / HDZ NRW
Regina Rosenstock / IHK Bonn
Erstsendung
09.02.17 / WDR